Die kleine Königin und Frühjahrsputz im Schloss Grüntal

Die kleine Königin und Frühjahrsputz im Schloss Grüntal

Gerade blinzeln die ersten Sonnenstrahlen durch die großen Palastfenster. Die kleine Königin sitzt an der königlichen Tafel und stochert gelangweilt in ihrem Müsli. Da bleibt ihr Blick an den vielen kleinen tanzenden Körnchen in der Luft hängen.

„Was ist das?“, fragt sie die dicke Köchin, die gerade in ihrem morgendlichen Kreuzworträtsel herum radiert.

„Das, eure Majestät, ist Staub.“

„Staub? Der wirbelt ja überall herum“, sagt die kleine Königin mürrisch.

„Das geht so nicht. Das ist ein königlicher Palast und da hört alles auf meinen Befehl. Auch der Staub. Der kann doch nicht einfach so herum wirbeln, wie es ihm passt.“

Die kleine Königin ist außer sich und klettert von ihrem Stuhl auf den Tisch, um die Staubkörner zur Ordnung zu rufen. Diese hören aber keineswegs auf ihren Befehl. Und auch fangen lassen sie sich nicht. Verzweifelt lässt sich die Königin mitten auf den Frühstückstisch plumpsen. Der Köchin gelingt es gerade noch die Butter unter dem herabsinkenden königlichen Po hervor zu ziehen.

„Aber das ist doch kein Grund zu verzweifeln“, mahnt die dicke Köchin mit bitterem Blick auf ihr Marmeladenbrot, in dem der kleine Fuß der König liegt und Kreise malt.

„Nein, das geht gar nicht. Wir müssen putzen.“ Die Königin springt voller Begeisterung auf, zeigt auf die Köchin und sagt, „Und du fängst gleich damit an. Hier in deiner Küche liegt ja meterdick der Staub auf dem Brot. Wie dicke Schneeflocken wirbelt der durch die Luft. Und das in meinem Palast!“ Die kleine Königin klettert flink vom Tisch und holt ihre Küchenschürze aus ihrer Puppenküche. Doch eh sie diese findet, fliegen Puppenteller und Löffelchen, Bücher und Topflappen quer durch die Küche. Sie hängt sich die Schütze um den Hals und sieht sich verwirrt um.

„Wie sieht es denn hier aus?“ Die Hände in die Hüften gestemmt, blickt sie in ihr gerade hervorgerufenes Chaos.

„Na, da hat wohl jemand keine Zeit zum aufräumen?“, und tadelnd sieht sie ihre Köchin an.

„Ich werde dir helfen. Zusammen geht das ganz schnell. Und überhaupt wird heute Frühjahrsputz gemacht.“ Das lässt sie im ganzen Schloss verkünden. Und dann macht sie sich an die Arbeit.

„Martha“, das ist die dicke Köchin, „zu erst musst du die Spielsachen einräumen. Das ist zu einfach für eine Königin. Ich werde dieses Buch hier sortieren“, sagt die kleine Monarchin und setzt sich mit einem Bilderbuch unter den Küchentisch und sieht sich sehr lange und sehr gründlich die Bilder an.

Als die dicke Köchin mit der Puppenküche fertig ist, räumt sie die Küche auf. Leert Schränke und fegt sie aus und wäscht alle Oberflächen mit einem Lappen ab. Das sieht sehr spaßig aus, überlegt die kleine Königin. Sie krabbelt aus ihrem Versteck und beginnt den Schrank mit den Töpfen leer zu räumen. Der Schrank ist sehr groß. Und die kleine Königin muss tief hinein klettern, um an alle Töpfe zu kommen. Sie schiebt mit aller Kraft die großen Suppentöpfe aus der hintersten Ecke hervor.

„Ihh, eine Spinne“, hallt ihre Stimme aus dem Schrank. Langsam zitternd wackelt ein Weberknecht auf acht Beinen vor der Königin aus dem Schrank. Schimpfend stampft sie hinter ihm her.

„Herr Weberknecht. Sie haben hier wirklich nichts im Schrank zu suchen.“ Entrüstet sieht sie zur dicken Köchin.

„Martha, wenn du mehr Suppe kochen würdest, hätte sich der Weberknecht gar nicht dort wohlgefühlt.“ Martha zuckt ratlos mit den Achseln.

„Aber eure Majestät mag doch gar keine Suppe“, sagt sie.

„Das ist nicht das Thema, ob ich Suppe mag. Dann isst eben du die Suppe“, antwortet die kleine Königin kopfschüttelnd.

Sie dreht sich zum Wischeimer und beginnt mit den lustigen bunten Blasen zu spielen. Ihre Hände plantschen im warmen Wasser bis die Ärmel ihres Kleidchens ganz nass sind. Die Köchin sieht sie streng an. Denn die Königin hatte das ganze Wasser auf dem Boden verteilt. Selbst die königlichen Wollsocken stehen in einer großen Wischwasserpfütze.

Mit unschuldigen Augen sieht sie zur Köchin und hebt ahnungslos die Hände.

Beide entscheiden, dass die Köchin den Rest der Küche allein putzen kann. Währendessen die Königin sich trockene Kleider anziehen lässt.

Dann sucht sie ihren Obersekretär. Heute ist Putztag und da muss auch er putzen. Ich bin mal gespannt was er macht, denkt die kleine Königin und läuft auf ihren wackeligen Beinchen durch den lange Flur zu Sven. Dieser will gerade die Teppiche absaugen. Doch der Staubsauger lässt sich plötzlich nur noch sehr schwer ziehen. Als Sven sich umsieht, sitzt auf dem Staubsaugerkörper die kleine Königin und reitet mit dem Staubsaugerdrachen durch den Palast. Das macht Spaß. Staubsaugen ist eine feine Sachen. Sven muss wieder und wieder die langen Gänge hoch und runter saugen und die kleine Königin reitet auf ihrem Drachen hinter ihrem Obersekretär her und verfolgt ihn. Doch der ist immer ein bisschen schneller und eine Saugrohrlänge voraus.

Als Sven an der offenen Tür zur Bibliothek vorbei saugt, lässt sich die kleine Königin vom Drachensauger rutschen und hüpft schnell durch die Tür. Sie setzt sich vor das große Bücherregal, räumt einige Bücher heraus und blättert in ihnen. Mit einem Buch in der Hand klettert sie schließlich auf das weiche Lesesofa. Sie kuschelt sich in die dicken Sofakissen, legt ihren Kopf auf das Buch und denkt, so ein Frühjahrsputz macht aber sehr müde. Als sie einschläft, wirbeln kleine Staubflocken um ihren königlich gebetteten Kopf.