Kein Happy End

Kein Happy End

Es ist eine Katastrophe. Seit drei Wochen Pizza, Ofenkartoffeln, Salat und Brot und das als Mittagessen. Die Kinder freuten sich zwar über die Pizza, aber irgendwann war es auch ihnen zu langweilig. Doch so lange der Herd kaputt ist, kann sie nicht kochen. Also gab es kalte Küche oder was aus dem Ofen. Und sie war erfinderisch geworden. Neben der normalen Pizza gab es, Pizzataschen, Pizzaröllchen, Pizzaschnecken. Es gab Pizzamuffins, Blätterteiglasagne vegetarisch, Ofennudeln mit Tomatensoße, aus frischen Nudelteig, Kartoffelspalten, Pommes und provenzalische Ofenkartoffeln mit Rosmarin. Doch ihre Geduld war am Ende. Sie hatte schon vor 7 Tagen den Monteur sehnsüchtig erwartet. Und als da ein dunkelhaariger Adonis in ihrer Küche stand, hat sie nur noch an das eine denken können,…. Leckere Nudelgerichte und fetten Saucen, Gulasch mit Semmelknödel, Kaiserschmarrn, Spiegeleier,…. Kochen, kochen, kochen.

Das Kochen an sich fehlte ihr weniger, aber das Essen. Sie war es Leid, die ewigen langen Gesichter ihrer Kinder über zähen Salat und trockene Pommes. Und endlich kam er. Nachdem der Adonis das falsche Ersatzteil dabei hatte und nicht mehr machen konnte als, sämtliche Sicherungen raus zu drehen und sie dann mit einem abtauenden Kühlschrank allein zu lassen. Kam nach einer weiteren Woche des Wartens und mehrmaliger Terminverschiebung der Monteur mit dem richtigen Ersatzteil. Der Adonis hatte wohl keine Zeit und statt dessen kam eher ein Hypnos, Gott des Schlafes. Schon wie er die Tür beäugte und nach der augescheinlichen Klingel suchte. Sie beobachtete sein Bemühen mit Argwohn. Dann öffnete sie die Tür, noch bevor er das Klingelschild zu Ende lesen konnte. Noch leicht vorgebeugt, schob er seine Brille auf der Nase zurecht und lies seinen Blick von unten zu ihr herauf wandern. Wenn der oben angekommen ist, braucht er sicher ein Glas Wasser, dachte sie. Als wäre ihr Körper der Himalaya. Sie steckte ihm ermutigend ihre Hand entgegen und begrüßte ihn überschwänglich. Doch Reinhold Messner sah sie über seine Brille nur ungläubig an und wartete, dass sie ihn zum Objekt führte. Sie versuchte die Atmosphäre aufzulockern mit ein paar netten Worten zum schönen Wetter. Doch bis auf ein brummen hörte sie nichts.

Wie hatte sie diesen Tag herbei gesehnt. Der Tag an dem sie endlich wieder kulinarische Wunder vollbringen würde. Doch dieser Miesepeter verdarb ihr, die ganze Vorfreude. Dann sprach er sie an. „Wissen sie wo die Sicherungen sind?“ Natürlich wusste sie wo die Sicherungen sind. Spätestens, als sie letzte Woche den Salat und die Salami vor dem sicheren Hitzetod retten musste, weil Adonis die Sicherung vom Kühlschrank nicht wieder eingesetzt hatte.

Sie ging voraus und zeigte, nun mit einer kühlen Arroganz, auf den Sicherungskasten, an dem sie gerade erst vorbei gegangen waren.

„Das sind die Sicherungen für den Herd und die Küchengeräte.“ Sie zeigte auf zwei Reihen der runden Augen im Schrank. Wies wie eine Stewardess mit der Hand elegant an den Reihen hoch und runter.

Hypnos, der schlafende Monteur rückte seine Brille zurecht und las die Schildchen zu den Sicherungen. Dann drehte er eine heraus, stellte sie mit aller Vorsicht auf den Kasten und schlurfte in die Küche. Hier begann er seine Tasche auszupacken. Er suchte sein Prüfgerät und nahm dann den Stromfluss am Herd. Wie zu erwarten war, floss noch immer Strom. Er ging wieder an den Sicherungskasten, las mit halb zu gekniffenen Augen erneut die Schildchen und drehte die nächste Sicherung heraus. Auch diese stellte er sorgsam auf den Kasten. Fassungslos beobachtete sie den Mann. Einmal versuchte sie seine Handlung zu unterbrechen und ihn nochmal auf die Sicherungen für Herd und Küchengeräte aufmerksam zu machen. Doch sie erntete nur einen missbilligenden Blick. Dann richtete er sich auf. Sein Rücken knackte. „Sind sie der Elektriker oder ich?“ Er sah sie eindringlich an. „Haben sie nicht irgendetwas zu tun? Sie stehen mir hier jetzt nur im Weg.“ Dann schlurfte er wieder in die Küche. Völlig vor den Kopf gestoßen, folgte sie ihm langsam. Sie setzte sich an den Küchentisch und nahm sich eine Zeitschrift, in der sie abwesend blätterte. Über die Zeitung hinweg beobachtete sie diesen Mann, der ihr den ganzen Tag verdorben hatte. Wie hatte sie sich darauf gefreut endlich wieder kochen zu können. Und nun kommt so ein unhöflicher verknöcherter Zausel und schickt sie in die Ecke? Noch nie war sie so behandelt wurden. Es war demütigend. Und das nachdem die Elektrofirma sie hat drei Wochen warten und hoffen lassen.

Sie beobachtete wie der Monteur nach jeder weiteren Sicherung zum Herd ging, den Stromfluss prüfte, hinaus ging um die nächste Sicherung zu entfernen. Bis 6 Sicherungen fein säuberlich auf dem Sicherungskasten standen. Dann begann er die Herdplatte zu entfernen.

Er fragte, tief über den Herd gebeugt, „Wie haben sie das denn hingekriegt?“ Doch er fragte es zu einem leeren Stuhl hinter sich.

Sie hörte die Frage gerade noch im Hinausgehen. Dann schrie der Monteur fluchend auf. Er zitterte und die Luft knisterte voll geladener Elektrizität. Die Herdplatte in den Händen durchlief ein wütender Strom den Monteur. Er sprang wie gepeitscht durch die Küche, doch er konnte sich nicht aus dem tödlichen Kreis lösen.

Als sie die Sicherung wieder herausnahm, sank der schlaffe Körper zu Boden. Da lag er dann Hypnos, der Götterbruder des Todes. Die leeren Augen starr an die Decke gerichtet. Die Hände verkrampft, hatten den Herd nun losgelassen.

Sie seufzte, jetzt würde sie sich wohl einen neuen Herd kaufen müssen. Vielleicht würde ihn dann der Adonis einbauen.